Ausstellung

Ausstellung PASSEN

Migrantisches Wissen ist Erfahrungswissen, das in mehrheitsgesellschaftlichen Kontexten zumeist unsichtbar bleibt und in der Bildungswissenschaft mitunter als unterdrückte Wissensart beschrieben wird. Die Ausstellung PASSEN widmet sich den unsichtbaren Erfahrungen sogenannter „Russlanddeutscher“. So werden postsowjetischen Migrant:innen und ihre Familien bezeichnet, deren Vorfahr:innen ab dem 18. Jh. aus deutschen in damals russische Gebiete migrierten und in den 1940ern zu einem Großteil deportiert wurden – z. B. nach Kasachstan oder Sibirien, von wo sie vor allem in den 1990er- Jahren nach Deutschland kamen. Obwohl sie in Deutschland mit derzeit um die 2,5 Millionen Angehörigen einer der größten Migrationsgruppen bilden, nehmen sie kaum Platz im öffentlichen Bewusstsein ein. Dazu trägt unter anderem die von außen weniger wahrnehmbare Differenz zur Dominanzgesellschaft bei – ein Privileg, das zugleich eine Last darstellen kann. Denn es befreit nicht vom Gefühl des Andersseins, kann jedoch zu Assimilationsdruck und Selbstverleugnung führen.

Die Ausstellung bringt unterschiedliche Kunstschaffende mit vergleichbarer Herkunftsgeschichte in den Dialog, um diesem Passing, Passen und doch nicht Passen, Anpassen und Aufpassen nachzugehen und sich den Fragen zu widmen: Was sind russlanddeutsche Erfahrungen? Und was kann russlanddeutsche Kunst sein?
 PASSEN möchte mit kollektivem Schweigen brechen, nach Spielarten russlanddeutsch situierten Wissens suchen, zum Austausch anregen und nicht zuletzt dazu einladen, Klischees zu hinterfragen und eine differenzierte Perspektive einzunehmen.